Dachbegrünung als ökologischer und ökonomischer Faktor beim Hausbau
Obwohl nicht nur in Deutschland schon seit Jahrzehnten viele verschiedene Arten von Dächern begrünt werden, gibt es noch verbreitet falsche Vorstellungen zu dieser Art des grünen Wohnens. Viele Mitmenschen, welche das Thema Dachbegrünung aus Distanz betrachten, halten die ungebremste Welle der Dachbegrünung für eine modische Erscheinung mit biologischem Hauch. Oftmals macht man sich auch keine Gedanken über die Notwendigkeit von zusätzlichen Grünflächen in unseren Städten und Gemeinden. Zum Glück für die Umwelt und somit für uns alle wird die Zahl der Hausbesitzer, die den ökologischen und wirtschaftlichen Wert einer Dachbegrünung erkennen, immer größer. Die offenen Vegetationsflächen werden immer weniger und ihr Verlust kann durch die Schaffung begrünter Dachflächen nur zum Teil wieder ausgeglichen werden. Eine Dachbegrünung ist mit Sicherheit viel mehr als eine optische Aufwertung des Daches bzw. Hauses oder eines Carports.
Mit extensiver oder intensiver Dachbegrünung Ausgleich schaffen
Jedes Jahr werden in Deutschland, ob in Brandenburg, im Saarland, in Bayern oder in NRW, unzählige Quadratmeter Land in Betonflächen verwandelt, welche das ökologische Gleichgewicht mit katastrophalen Folgen beeinflussen.
Mit einer Versiegelung sind ein völliger Verlust der Bodenfunktionen und eine Zerstörung des Bodens verbunden, da alle Prozesse der Bodenbildung und des Stoffumsatzes gestoppt werden.
Jedes Jahr werden aber auch in Deutschland viele Tausend Quadratmeter Dachflächen in blühende Naturoasen verwandelt. Egal, ob es sich dabei um einfache extensive Gründächer oder anspruchsvolle Dachgärten handelt, bewährte Materialien und fachgerechte Ausführung bilden die Grundlage für die dauerhafte Freude am eigenen Gründach, dem begrünten Flachdach, einem Dachgarten, einer Dachbegrünung vom Carport oder einer grünen Terrasse auf dem Dach der Immobilie.
Extensive Dachbegrünung
Unter extensiver Dachbegrünung versteht man eine naturnah angelegte Vegetationsform, die sich weitgehend selbst erhält und weiterentwickelt. Es werden Pflanzen mit besonderer Anpassung an die oftmals extremen Standortbedingungen und hoher Regenerationsfähigkeit verwendet. Die weitestgehend geschlossenen und weitflächigen Pflanzenbestände werden aus Moosen, Sukkulenten, Kräutern und Gräsern gebildet. Die Höhe des Schichtaufbaus beträgt etwa 5 bis 15 cm. Die extensive Dachbegrünung ist auf einem Flachdach und geneigten Dächern möglich. Die geringe Wartung beschränkt sich auf einige Kontrollgänge oder „Kontrollblicke“ im Jahr, die gegebenenfalls eine Pflege nach sich ziehen könnten.
Intensive Dachbegrünung
Besonders auf tragfähigem Untergrund, wie einer Tiefgarage oder Dächern mit hohen statischen Lastreserven, lassen sich intensive Dachbegrünungen sicher und optisch ansprechend aufbauen. Diese intensive Begrünung zeichnet sich durch hohe Substrataufbauten und die Möglichkeit aus, hochwüchsige Stauden und Gehölze zu pflanzen. Die üblichen Schichtstärken bewegen sich über 20 cm Substrathöhe. Ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist es, bei Tiefgaragen und anderen „unterkellerten“ Flächen Ober- und Unterböden zu verwenden. Der Begriff intensiv beschreibt in diesem Zusammenhang nicht nur die Aufbaustärke, sondern auch die notwendigen Pflegemaßnahmen, die gegenüber der Extensivbegrünung wesentlich aufwendiger sind. Durchaus ist eine Bewirtschaftung dieser Grünflächen mit Maschinentechnik möglich, wie zum Beispiel mit dem Rasenmäher.
Dachneigung bei einem Gründach
Ausschlaggebend für den speziellen Aufbau einer Dachbegrünung ist immer die Dachneigung. Am einfachsten zu realisieren ist eine Dachbegrünung bei einer Dachneigung zwischen 5 und 15 %, da hier einerseits keine baulichen Vorkehrungen gegen das Abrutschen des Substrates erforderlich sind und andererseits keine besondere Dränschicht zur Vermeidung von Staunässe benötigt wird.
Der Aufbau von einem Gründach
Nicht jedes Dach ist für alle Begrünungsarten (intensiv oder extensiv) gleich gut geeignet. Warmdächer (unbelüftete Dächer) sind grundsätzlich für alle Begrünungsarten geeignet, dagegen sind Kaltdächer (durchlüftete Dächer) ebenso wie Umkehrdächer in der Regel nur für Extensivbegrünungen geeignet. Im Zweifelsfall sollte man einen Fachmann oder einen Bauphysiker konsultieren.
Dachbegrünung selbst gemacht
Kann man eine Dachbegrünung selber machen? Natürlich! Trotzdem sind einige Regeln zu beachten, damit die Statik vom Gründach nicht außer Kontrolle gerät. Dünnschichtige, extensive Begrünungen belasten die Dachfläche in wassergesättigtem Zustand nur mit 60–150 kg/m². Die nachträgliche Begrünung von Kiesdächern (Kiesgewicht ca. 100 kg/m²) ist nach Entfernung der Kiesschicht in der Regel kein Problem. Auskunft über die Lastreserven des Daches erhält man beim Architekten, Statiker oder einem erfahrenen Dachdecker.
Welche Pflanzen sind für ein Gründach geeignet?
Nachdem als Oberschicht die spezielle Dachgärtner-Erde aufgebracht wurde, -hier sind eineinhalb bis zwei Säcke pro Quadratmeter ausreichend-, erhält man eine acht bis zehn Zentimeter dicke Erdschicht. Sie eignet sich für den Bewuchs mit Sedum-Arten wie Mauerpfeffer oder Fetthenne, mit Schillergras, Heide-, Stein oder Federnelke sowie kriechendem Thymian. Sedum acre, Scharfer Mauerpfeffer ist eine Rasen bildende, heimische Art mit kleinen, walzenförmigen Trieben und leuchtend gelben sternförmigen Blüten. Gut geeignet für das Flach- oder Schrägdach sowie auf Felsen, Mauern oder nährstoffarmen, sandigen Böschungen in der Sonne. Eine sehr widerstandsfähige Pflanze, die bestens als Rasenersatz auf sehr „dürren“ Stellen, wie einem Flachdach geeignet ist.
Kosten einer Dachbegrünung
Die Kosten einer professionellen Dachbegrünung auf dem Haus oder der Begrünung eines Carports hängen von verschiedenen Faktoren ab.
- Dachbegrünungsart (extensive oder intensive Begrünung)
- Gebäudedaten (Dachneigung, Dachhöhe, Unterkonstruktion)
- Gesamtfläche (Carport, Wohnhaus, Gewerbeimmobilie oder Industriehalle)
- Logistischer Aufwand (Transport und Einrichtung der Baustelle)
Deswegen gilt auch hier für den Häuslebauer: Selbst ist der Mann! Gerade bei einer Dachbegrünung kann man viel Geld sparen und die Kosten in einem verträglichen Rahmen halten, wenn man selbst oder mit Freunden gemeinsam Hand zur Dachbegrünung, der grünen Oase auf dem eigenen Dach, anlegt.
Einfache Extensivbegrünungen sind aber auch von 20 Euro bis zirka 35 Euro pro Quadratmeter vom Profi zu erhalten. Bei Intensivbegrünungen oder Dachgärten hängen die Begrünungskosten sehr stark von den individuellen Gestaltungswünschen des Auftraggebers ab.
Förderung für ein Gründach
Leider gibt es weder in Bremen, Heidelberg noch in Berlin einheitliche Förderrichtlinien für Gründächer oder die Dachbegrünung. Fast jede Kommune besitzt aber einen individuellen Fördermix für Bauherren, welche sich und der Natur etwas Gutes tun wollen. Viele Gemeinden unterstützen Immobilienbesitzer, die ihre Dachflächen begrünen möchten, mit attraktiven finanziellen Zuschüssen. Außerdem profitieren Hauseigentümer häufig von niedrigeren Abwassergebühren, denn Dachbegrünungen gelten als unversiegelte Fläche und somit Regenwasserrückhalt.